Wer von Ansbach die alte Markgrafenstraße Richtung Triesdorf fährt, kann heute kurz vor dem ehemaligen Tiergarten die Häuser von Leidendorf bewundern. Der Ort, dessen Kirchturmspitze nur knapp die Hausdächer überragt, macht mit seinen ansehnlichen Bauernhöfen einen freundlichen Eindruck.
Über die Anfänge Leidendorfs ist nicht viel bekannt, urkundlich erwähnt wird der Ort 1399 zum ersten Mal. In ‘Lewbendorf’ wurden erstmals zehn Güter an das St. Gumbertus-Stift nach Ansbach verkauft. Weitere Quellen beweisen, dass Leidendorf zu dieser Zeit kein allzu kleines Dorf gewesen sein kann. Dafür spricht auch, dass der Ort in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine eigene Kirche erhielt, die nach den Aposteln Peter und Paul benannt wurde.
Bis zur Reformation war die Kirche eine der viel ‘Filialskirchen’, die von Ornbach aus versorgt wurden. Doch Ansbach hatte einen großen Einfluss auf die Leidendorfer Bevölkerung und immer mehr Anwesen kamen in Ansbacher Besitz. Nach einem Herrschaftswechsel in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sorgte Markgraf Georg Friedrich dafür, dass Leidendorf die Verbindung zur Ornbauer Kirche aufgeben musste. Von nun an hielt er Pfarrer von Weidenbach evangelische Gottesdienste in Leidendorf. Sein Lohn dafür waren 5,31 Mark, außerdem bekam er zur Kirchweih ein Faß Schmalz, drei junge Hühner oder den Geldwert dieser Waren von den Leidendorfer Bürgern. Bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts nutzte der Weidenbacher Pfarrer auch das Recht, für en Gottesdienst aus Weidenbach mit dem Pferdefuhrwerk abgeholt und danach wieder zurückgefahren zu werden.
Im Jahre 1580 bestand Leidendorf aus 15 Herdstätten (selbstständigen Haushalten) und war somit beinahe genauso groß wie Esbach oder Triesdorf. Doch nach dem 30-jährigen Krieg hatten die Leidendorfer mit großen Verlusten zu kämpfen. Zudem versetzten hungrige Wölfe die Leidendorfer Bewohner in Angst und Schrecken. So wurden 1659 nur noch zehn Herdstätten gezählt.
Nach schweren Jahren erlebte Leidendorf in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts einen Aufschwung. Glaubensflüchtlinge aus Österreich siedelten sich an, fanden Arbeit, die Bevölkerung wuchs, so dass 1728 die Kirchenempore erweitert werden musste.
Nach diesen wirtschaftlichen Verbesserungen bestand die Ortschaft Ende des 18. Jahrhunderts aus 20 Anwesen. Die Familien Hahn, Riegel, Goth, Guntermann, Müller, Seßler, Gsell und Wagner lebten auf Bauernhöfen. Das Weberhandwerk betreiben die Familien Breit und König, Hertlein war der Dorfschmied und Bickel war Wagnermeister. Außerdem gab es den Wirt und Bierbrauer Zech, sowie das Anwesen eines Dorfhirten. Die übrigen Anwesen wurden von Tagelöhnern bewohnt. Bekannt ist, dass 1787 ‘der Riegel’ das Amt des Bürgermeisters
ausübte. Seine Nachfolger waren Mathias Goth und Michael Seßler.
Das 19. Jahrhundert war geprägt von Veränderungen. Das preußisch gewordene Fürstentum Brandenburg-Ansbach wurde in das Königreich Bayern eingegliedert und Leidendorf wurde zum Sitz einer Verwantlungseinheit, die aus den Orten Nehdorf, Irrebach, Kolmschneidbach, Rosenhof und Weiherschneidbach bestand. 1885 schafften sie es, für 15.000 Mark ein Schulhaus in Leidendorf zu errichten. Die Weidenbacher Schule war zu diesem Zeitpunkt völlig überfüllt. Der erste Lehrer der Leidendorfer Schule hieß Friedrich Gustav Schneider.
In dieser Zeit wurde auch die Leidendorfer Kirche erneuert: 1891 wurde der alte hölzerne Kirchturm ersetzt. Drei Jahre später bekamen die Leidendorfer außerdem eine Orgel. Die Arbeiter erhielten damals einen Tageslohn von 2,30 Mark (schriftlich festgehalten wurde, dass Bier und Schnaps nicht bezahlt wurden).
1905 pflanzten die Leidendorfer zum 100. Todestag von Friedrich Schiller eine Linde vor ihre Kirche. Dieser Akt und weitere Faktoren der Gründerzeit führten zu einem allgemeinen Aufschwung, vor allem bei der Jugend des Dorfes. Doch dieses Selbstbewusstsein wurde bald wieder zunichte gemacht: Das 20. Jahrhundert brachte mit seinen beiden Weltkriegen nicht nur nach Leidendorf Elend und tiefe Erschütterung. Große Teile der Bevölkerung waren den Kriegen zum Opfer gefallen und erst als sich nach Ende des zweiten Weltkrieges Flüchtlinge in Leidendorf ansiedelten, wuchs der Ort wieder an.
Eine Urkunde, die sich seit dem Neubau des Kirchturms 1891 im Türknauf des Turms befindet, enthält neben vielen anderen folgenden Wunsch, der auch in Zukunft für Leidendorf und seine Bewohner gelten soll: ‘Möge Leidendorf von schweren Heimsuchungen verschont bleiben! Möge stets Friede und Eintracht in der Gemeinde herrschen und Gemeinsinn allezeit die Bürger beseelen.’
(Quelle: Heimatverein Weidenbach – Triesdorf)