Es gab wohl schon vor sehr langer Zeit die alte St.-Georgs-Kirche, die abermals in einer gesicherten urkundlichen Erwähnung Weidenbachs aus dem Jahre 1229 im Zusammenhang mit einem Friedhof genannt wurde. Sie gehörte neben den Kirchen von Triesdorf, Hirschlach und Leidendorf zu einer der vier Filialkirchen von Ornbau.
Jetzt machen wir einen Sprung in die Zeit nach dem 30jährigen Krieg, da blieb die Pfarrstelle hier in Weidenbach verwaist. Erst durch die Ansiedlung von Exulanten, die um ihres Glaubens willen vor allem aus Ober- und Niederösterreich vertrieben wurden, gelang allmählich die nötige wirtschaftliche Wiederaufbau. Die Impulse, die für das kirchliche Leben gerade von diesen Familien ausgingen, können nicht hoch genug veranschlagt werden.
Vom Glanz der markgräflichen ansbach-brandenburgischen Sommerresidenz Triesdorf, die im 17. und 18. Jahrhundert ihre endgültige Gestalt erhielt, fiel nach einem Schatten (3-5 Gehöfte mussten weichen) auch ein Strahl auf die bäuerlich geprägte, damals kaum viel mehr als 300 Einwohner zählende Kirchengemeinde Weidenbach.
Die alte St.-Georg-Kirche war sehr baufällig geworden. Eine umfassende Renovierung stand an. An eine Finanzierung – so wie in den heutigen Tagen von Seiten der Weidenbacher Gemeinde – war nicht zu denken. So musste ein Sponsor gefunden werden. Das Interesse des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich wurde geweckt durch ein Bittschreiben des damaligen Pfarrers Lorenzle Michael Nachtrab vom 30. April 1734 an den Markgrafen.
Es hatte Erfolg.
Schon kurze Zeit darauf wurde das markgräfliche Dekret erlassen, ‘dass gedachte Kirchen ganz neuerlich erbaut und vergrößert werden möge, und höchst gedacht Ihrer Durchlaucht alle erforderliche Baumaterialien gratis herzugeben nicht nur gnädigst bewilliget, sondern auch durch ein hochfürstliches gnädigstes Dekret Deroräte und Diener Gnädigste erinnern lassen, dass sie ein milde Beisteuer reichen mögen.’
Noch im selben Jahr wurden die Baupläne von Leopold Retty eigenhändig entworfen. Nachdem die alte St.-Georgs-Kirche abgerissen war, wurde am 12. Mai 1735, dem Geburtstag des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, der Grundstein für den Neubau gelegt.
Der Bau schritt so zügig voran, dass bereits am 1. Januar 1736 der erste Gottesdienst gefeiert werden konnte. Die feierliche Einweihung des repräsentativen, den Stil einer markgräflichen Predigtkirche mit Kanzelaltar in seltener Reinheit verkörpernden Gotteshauses, das mit seinen zwei Emporen gut 1200 Menschen Platz bietet, erfolgte am 13. Mai 1736 in Gegenwart der markgräflichen Familie sowie des gesamten Hofstaates.
Wenn Sie als Besucher heute in unserer Markgrafenkirche sind, dann erinnern unübersehbar die Initialen des Erbauermarkgrafen (C.W.F.) an der Wetterfahne und am Altargitter, an den Glocken und am Taufstein, an diesen Herrscher aus dem Zeitalter des Absolutismus. Kirchenbau war auch ein Stück weit Selbstdarstellung, Ausdruck fürstlicher Repräsentation.
Wenn man von außen die Kirche betrachtet, befindet sich im Giebeldreick über dem Mitteleingang eine außergewöhnliche Darstellung: Der gekrönte brandenburgische Adler, versehen mit den Insignien es Rechts, der geistlichen und weltlichen Gewalt, breitet seine Schwingen schützend über Symbole des Alten und Neuen Bundes, über Gesetz und Evangelium aus.
Das Innere der von Barock und Klassizismus im gleicher Weise bestimmten Hofkirche besticht durch die Ausgewogenheit seiner Proportionen und die Geschlossenheit seiner Raumwirkung.
Über dem Eingang, eingebunden in die beiden Emporen, bildet die Fürstenloge den einen gestalterischen Schwerpunkt. Ihr gegenüber, gleichsam als Gegengewicht, der Kanzelaltar, überragt noch von er Orgel, die ihrerseits von dem brandenburgischen Wappen mit dem Fürstenhut gekrönt ist.
Sakrament, Verkündigung und Lobpreis Gottes – darauf soll entsprechend diesem theologischen Bauprogramm die Gemeinde ausgerichtet sein.
Außergewöhnlich ist das vom Markgrafen selbst aus seiner Kunstsammlung für dieses Gotteshaus zur Verfügung gestellte Altarbild, eine wohl norditalienische Arbeit aus dem 17. Jahrhundert. Es zeigt die Anbetung der drei Könige vor dem Christuskind im Stall von Bethlehem, ein zur damaligen Zeit äußerst seltenes Motiv in einer evangelischen Kirche, und vielleicht gerade deshalb sehr bewusst für diese Hofkirche ausgesucht: So wie die drei Könige damals vor dem Kind in der Krippe die Knie beugten, so erweist sich auch in der Zeit des Absolutismus der ebenfalls aus königlichem Geschlecht stammende Markgraf im Gottesdienst dem Herrn der Welt seine Verehrung. (Böse Zungen munkeln: weil die Fürstenloge mit Emblem/ Bild des Markgrafen ein wenig höher ist als die Kanzel, hätte der Pfarrer sehr bewusst das Altarbild: Anbetung der drei Könige – herbeigeschafft, damit die Rangfolge Politik und Kirche wieder ins rechte Lot gesetzt sei.)
Gleichzeitig mit der Hofkirche wurde unmittelbar daneben ein Schulhaus (die heutige Gemeindeverwaltung) errichtet, das zusammen mit dem einige Jahre später erbauten Pfarrhaus ein geschlossenes Ensemble bildet.
Auch heute stehen Sakrament, Verkündigung und Lobpreis Gottes als unser Gemeindeprogramm im Mittelpunkt. Menschen sollen von der lebensschaffenden und lebensbegleitenden Herrlichkeit Gottes etwas mitbekommen.